Die Tiroler Landesregierung hat mit TIROL 2050 energieautonom den Ausstieg Tirols aus fossilen Energieträgern und die Eigenversorgung mit sauberer heimischer Energie beschlossen. „Jetzt haben wir erstmals auf Ebene eines Bundeslandes ganz konkrete Zahlen, Daten und Fakten vorliegen, welche Wege in die Energieautonomie führen“, sieht LHStv Josef Geisler Tirol als Vorreiter in Sachen Energiewende. Die Ergebnisse der Studie zu den „Ressourcen- und Technologieszenarien Tirol 2050“ gibt es unter: www.tirol2050.at/szenarien
Folgend möchten wir Ihnen die wichtigsten Kernaussagen und Auswirkungen der berechneten Szenarien auf den Gebäudebereich darlegen.
„Die Energiewende ist keine Utopie, sie ist technisch und mit unseren heimischen Ressourcen möglich. Wir können uns unabhängig vom Ausland selbst mit Energie – und zwar mit sauberer Energie – versorgen und die Wertschöpfung im Land halten, wenn wir sämtliche unserer Ressourcen gut und intelligent einsetzen“, fasst Geisler zusammen. Dazu sei es notwendig, die Energieeffizienz in allen Bereichen stark zu erhöhen und gleichzeitig alle erneuerbaren Energieträger von der Wasserkraft über die Sonne und die Biomasse bis hin zur Umweltwärme verstärkt zu nutzen.
Ausgehend vom derzeitigen Energiebedarf und dem Ziel der Dekarbonisierung auf Basis heimischer, erneuerbarer Energieträger wurden vier Zukunftsszenarien mit jeweils unterschiedlichen Hauptenergieträgern von Strom über Wasserstoff bis zum künstlichen Gas zur Erreichung der Energieautonomie entwickelt. Dabei zeigt sich, dass wir die größte Effizienz und die besten Ergebnisse erreichen, wenn wir sowohl in der Mobilität, im Gebäudebereich und auch in der Industrie hauptsächlich Strom einsetzen. Dabei muss der Strom so oft wie möglich direkt effizient genutzt werden (z.B. für E-Mobilität oder Wärmepumpen).
Über 40 % des gesamten Tiroler Energiebedarfs wenden wir für unsere Gebäude auf. In unseren Häusern steckt also sehr viel Einsparungspotenzial auf dem Weg in ein energieautonomes Tirol. Durch die richtige Dämmung sanierungsbedürftiger Gebäude und die Optimierung und Erneuerung veralteter Heizsysteme können bis zu 80 % des Wärmebedarfs eingespart und fossile Energie-träger durch erneuerbare ersetzt werden. Uns stehen schon heute alle Mittel zur Verfügung, um das Tiroler Haus der Zukunft zu bauen. Grundsätzlich gilt: Energieeffizientes Bauen und Sanieren bedeutet leistbares und qualitätsvolles Wohnen.
Die Kraft der Sonne ist ein wesentlicher Baustein für die Erreichung der Energieautonomie. Annähernd alle geeigneten Dachflächen sollen bis 2050 mit Solarpaneelen (PV und thermisch) bestückt werden. Dies unterstützt die Erreichung der Energieautonomie für das Land Tirol und bringt beträchtliche Unabhängigkeit für alle TirolerInnen, die somit zu BetreiberInnen ihres eigenen Solarkraftwerks werden. Der verstärkte Einsatz von Photovoltaik ist auch ein wichtiger Schritt in Richtung des globalen Trends der sogenannten Sektorkopplung. Dieser sperrige Begriff bezieht sich auf das Durchbrechen gängiger Systemgrenzen, sodass Gebäude und Mobilität enger zusammen-wachsen und zum Beispiel das Elektroauto als Batteriespeicher für das Gebäude dient.
Bei der Umstellung des Energiesystems auf 100 Prozent erneuerbare Energie ist die Energieaufbringung eine Seite. Auf der Bedarfsseite gilt es, Gebäude, Prozesse und Technologien so zu gestalten, dass sie energieeffizient sind und ohne Erdöl und Erdgas auskommen. 2050 werden wir unseren Wärmebedarf vorwiegend mit Wärmepumpen decken. Gut für die Tiroler Wirtschaft und Arbeitsplätze, sind doch gleich mehrere namhafte Hersteller von Wärmepumpen hier ansässig. Neben der Wärmepumpe wird Biomasse weiterhin eine wichtige Rolle spielen. Hier können wir auf langjährige Erfahrung im Betrieb von Biomasseheizungen zurückgreifen. Aufgrund der Effizienzsteigerung kann bei einem Ausbau der Biomasse-Nahwärmenetze mit gleicher Holzmenge eine größere Anzahl an Haushalten versorgt werden. Holz ist ein gefragter Rohstoff, der für viele Anwendungsbereiche nachgefragt wird.
In letzter Zeit wird (nicht nur) in Tirol immer häufiger über ein Ölheizungsverbot diskutiert. Unabhängig davon, ob so ein Verbot kommt oder nicht, ist der Einbau von fossilen Heizanlagen im Neubau bereits jetzt durch die so genannte Alternativenprüfung geregelt. Diese wurde 2008 in der Tiroler Bauordnung verankert und ist verpflichtender Teil der Einreichunterlagen für Bauvorhaben. Sie muss für jeden Neubau, der nicht ohnehin über ein erneuerbares System beheizt werden soll, durchgeführt werden. Am Ende der Prüfung stellt sich heraus, wie das hocheffiziente, alternative System (z.B. Wärmepumpe oder Pellets) den Anforderungen an die Gesamtenergieeffizienz und der Energieeinsparung, nach technischen, ökologischen und wirtschaftlichen Gesichtspunkten im Vergleich zum konventionellen System (z.B. Öl oder Gas) entspricht. Die Gemeinde kann aufbauend darauf entscheiden, welches Heizsystem sie für zulässig erklärt. Immer mehr Gemeinden in Tirol achten verstärkt auf die Alternativenprüfung und setzen damit einen Schwerpunkt auf die Ökologie von Heizsystemen.
Neben Faktoren wie Effizienz, technischer Umsetzbarkeit und Umweltauswirkungen, geht der Tausch einer bestehenden Heizung auch mit einem gewissen finanziellen Aufwand einher. Bund und Land setzen nun die nötigen Rahmenbedingungen, um den Einsatz von effizienten Heizungsanlagen und erneuerbaren Energieträgern zu erleichtern und somit die CO2-Emissionen im Sektor Raumwärme zu minimieren. Gefördert wird der Tausch von alten fossilen Hauptheizungen (Öl, Gas und Kohle) hin zu umweltfreundlichen Wärmepumpen, Biomasseheizungen und Fernwärme. Die Rechnung ist dabei schlicht und einfach: Im Rahmen der Wohnbauförderung des Landes Tirol gibt es einen Zuschuss von 25 Prozent der förderbaren Kosten, während der Bund mit 30 Prozent bzw. maximal 5000 € fördert.