Das Tiroler Grundwasser liefert eine zuverlässige und erneuerbare Energiequelle zum Heizen und Kühlen von Gebäuden. Einer von vielen geeigneten Standorten für den Betrieb von Grundwasserwärmepumpen ist das Zillertal mit seinen reichen Grundwasservorkommen. In den vergangenen Jahren wurden bereits detaillierte Grundwasserschichtenpläne für das vordere und mittlere Zillertal erstellt, jetzt folgt das hintere Zillertal im dritten und letzten Projektabschnitt. Von April bis Juli 2025 werden zehn Grundwassersonden zwischen Zell am Ziller und Mayrhofen errichtet. Ziel ist es, den Grundwasserstrom zu erfassen und eine einheitliche Datengrundlage für die zukünftige Errichtung von Grundwasserwärmepumpen zu schaffen.
Hohe Energieeffizienz und geringe Betriebskosten
„Mit der Grundlagenerhebung im hinteren Zillertal wollen wir Bauleuten eine Entscheidungshilfe bei der Wahl ihres künftigen Heiz- und Kühlsystems bieten. Wer sich für eine Grundwasserwärmepumpe interessiert, hat durch die durchgehenden Grundwasserschichtenpläne handfeste Vorteile. Zum einen ist schnell ersichtlich, ob die Nutzung des Grundwassers überhaupt infrage kommt und wirtschaftlich ist und wenn ja, reduzieren sich die Planungskosten je nach Anlage“, fasst LHStv. Josef Geisler zusammen.
Ende 2024 waren tirolweit 1.655 Grundwasserwärmepumpen in Betrieb (beziehungsweise projektiert), davon 184 Anlagen im Bezirk Schwaz und 96 in den Gemeindegebieten von Strass bis Mayrhofen. In Gebieten mit gutem Zugang zu Grundwasser bietet der Einsatz von Grundwasserwärmepumpen entscheidende Vorteile. Durch die relativ konstanten Temperaturen des Grundwasserstroms an geeigneten Standorten sind sie eine permanente Energiequelle und liefern auch im Winter zuverlässig erneuerbare Energie. Neben der hohen Energieeffizienz zählen die geringen Betriebs- und Wartungskosten und die Möglichkeit zum Kühlen zu den Vorteilen. Der Einsatz von Grundwasserwärmepumpen eignet sich besonders für größere Gebäuden, wie im Rahmen einer gewerblichen Nutzung oder für sogenannte Mikronetze zur Versorgung mehrerer Gebäude. Auch Hans Jörg Moigg, Bürgermeister der Gemeinde Mayrhofen, freut sich, Teil dieses Vorzeigeprojekts des Landes Tirol zu sein. Mayrhofen stellt wie auch weitere Gemeinden und Privatpersonen im hinteren Zillertal in ihrem Eigentum stehende Grundstücke für die Bohrungen und die Errichtung von Grundwassersonden zur Verfügung.
Datengrundlage von Zell am Ziller bis Mayrhofen
„Ziel der insgesamt 290 Bohrmeter an zehn Positionen ist es zu ermitteln, in welcher Tiefe der Grundwasserkörper liegt und welche Schwankungsbreite der Grundwasserspiegel aufweist“, erklärt Dr. Stefan Wildt, Stellvertreter des Vorstands der Abteilung Wasserwirtschaft des Landes Tirol.
Darüber hinaus können mittels dieser Sonden die Grundwassertemperatur, das hydraulische Gefälle und die Quantität der Grundwasserströmung ermittelt werden. Diese Daten erleichtern es nicht nur allen Interessierten ihre Heiz- und Kühlanlagen unter Nutzung des Potenzials von Grundwasser zu planen, sie dienen zusätzlich als Grundlage für die nachhaltige Bewirtschaftung der Ressource Grundwasser in Tirol.
„Vor diesem Hintergrund finanziert das Land Tirol diese Bohrungen, überwiegend aus Mitteln der Wasserwirtschaft“, ergänzt Wildt.
„Insgesamt stehen mit den bestehenden Sonden damit rund 40 Messstellen für die Messung des Nieder- und Hochstands des Grundwassers zur Verfügung, welche die Basis für zukünftige Messungen bilden. In der Gemeinde Hippach wird die Energie aus dem Grundwasserstrom bereits erfolgreich genutzt. Mit Hilfe einer Grundwasserwärmepumpe wird in den Sommermonaten das Freizeitzentrum und in den Wintermonaten das Schulgebäude mit erneuerbarer Energie versorgt“, erklärt Rupert Ebenbichler, der Geschäftsführer der Energieagentur Tirol, die das Projekt in Zusammenarbeit mit lokalen Partner*innen durchführt.
Von den zehn Grundwassersonden im hinteren Zillertal sind fünf fertig gestellt, in Mayrhofen laufen aktuell die Bohrungen für die sechste. Voraussichtlich im Juli werden die Bohrarbeiten abgeschlossen und die Messungen anschließend bis zum kommenden Frühjahr durchgeführt. Die Veröffentlichung der ausgewerteten Daten für das hintere Zillertal ist für das Jahr 2026 geplant. Für das vordere und mittlere Zillertal sind die Ergebnisse der Grundwasserbeobachtungen bereits jetzt im Tiroler Rauminformationssystem TIRIS unter maps.tirol.gv.at im Themenbaum „Wasser“ unter „Wasserversorgung, Grundwassernutzung“ dargestellt. So stellt das Land Tirol diese Informationen öffentlich online zur Verfügung.
Gemeinsam zur Energieautonomie
„Die Nutzung von Grundwasser zum Heizen und Kühlen von Gebäuden ist nicht nur ressourcenschonend, sondern auch eine echte Alternative zu fossilen Heizsystemen. Nach der Errichtung der Anlage kann die Energie aus dem Grundwasser nachhaltig genutzt werden“, fasst LHStv. Geisler zusammen und verweist auf das Ziel von TIROL 2050 energieautonom.
Bis 2050 soll der gesamte Energiebedarf vollständig aus heimischen und erneuerbaren Energieträgern gedeckt werden. Damit das gelingt, müssen alle heimischen Ressourcen wie Wasser, Sonne, Wind, Biomasse und Umweltwärme genutzt werden. Im Gebäudebereich sollen im Jahr 2050 rund 2.600 Gigawattstunden Energie aus Umweltwärme bereitgestellt werden, wobei Grundwasserwärmepumpen einen Beitrag leisten. Um den Einsatz von Wärmepumpen noch attraktiver zu machen, bietet das Land Tirol sowohl über die Wohnbauförderung als auch über eine eigene Impulsförderung interessante Fördermöglichkeiten.