Der Reiz, in historischen Gemäuern zu leben, musste in der Vergangenheit so manche Bauleute über kleinere oder größere Komforteinbußen hinwegtrösten. Heute bedeutet Leben in historischem Ambiente aber nicht mehr länger Verzicht auf zeitgemäßen Wohnkomfort.
Die Sanierung von historischen Gebäuden erfordert viel Wissen und Erfahrung. Deswegen ist es wichtig, sich möglichst früh mit ExpertInnen in Verbindung zu setzen.
Die Bezeichnung historisch erhaltenswerte Gebäude bezieht sich dabei auf weit mehr als nur Denkmäler im klassischen Sinn. Sie umfasst ebenso Gebäude im Bereich des Orts- und Stadtbildschutzes, charakteristische Gebäude außerhalb dieser Zonen, aber auch nicht unter Schutz stehende Objekte, die beispielsweise eine wichtige Rolle in einem Dorfgefüge spielen. Des Weiteren umfasst sie Objekte, wo das Beibehalten des Erscheinungsbildes im Zuge einer Sanierung den BesitzerInnen ein Anliegen ist.
Eine Verbesserung des Wohnkomforts sowie Schadensbehebungen sind häufig genannte Gründe für Sanierungen. Voraussetzung für das Erreichen der Sanierungsziele ist dabei die genaue Kenntnis des technischen Zustands des Gebäudes sowie aller rechtlichen Vorgaben und Auflagen. Erst eine genaue „Befundung“ macht eine strukturierte und kostensparende Vorgangsweise möglich.
Bauprofis wissen aus Erfahrung: die Sanierung eines Altbaus ist oft anspruchsvoller als die Errichtung eines Neubaus. Das gilt in besonderem Maße für historisch schützenswerte Gebäude. Um Fehlplanungen und unnötige Kosten zu vermeiden, ist eine sorgfältige Befundung des Gebäudes daher besonders wichtig. Denn erst eine genaue Erhebung der Ausgangssituation ermöglicht eine detaillierte Festlegung der Sanierungsziele und gleichzeitig die Abklärung ihrer Machbarkeit.
Zur Befundung gehören die Kenntnis rechtlicher Vorgaben und Auflagen, die Sichtung aller vorliegenden Planunterlagen sowie die Erhebung des technischen Zustandes des Gebäudes. Bei unzureichenden Planunterlagen ist eine Bauaufnahme durchzuführen. Herzstück der technischen Erhebung ist die Begehung des Objekts. Dabei werden alle Mängel, Bauschäden und Sanierungsnotwendigkeiten aufgenommen. Oft sind weitere Untersuchungen (Messungen der Feuchte, Feststellung der Salzbelastung, ...) erforderlich. Selbstverständlich müssen auch alle statischen Fragen beantwortet und möglichst bald die Brandschutzvorschriften abgeklärt werden.
Auch wenn bei historischen Gebäuden manche Maßnahmen aufgrund optischer Voraussetzungen nicht möglich sind, so gilt es immer das Objekt als Ganzes zu betrachten und den Rahmen der Möglichkeiten auszuschöpfen.
Aus gesellschaftlicher und baukultureller Sicht ist es wichtig, sich mit dem historischen Bestand auseinanderzusetzen. Gerade deshalb ist auch eine energietechnische Ertüchtigung für das Fortbestehen unabdingbar – denn nur genutzte Gebäude werden weiterhin bestehen bleiben.
Energietechnisch gesehen ist der Flächenanteil der Fenster bei historischen Gebäuden auf die gesamte wärmeübertragende Hülle meist gering. Daher ist immer das gesamte energetische Sanierungskonzept der Gebäudehülle zu betrachten, um effiziente thermische Maßnahmen zu erreichen. Ein Fenstertausch allein reduziert die Verluste über die Fensterflächen und unangenehme Zuglufterscheinungen durch die Beseitigung von Undichtigkeiten. Erst eine zusätzliche Dämmung der Gebäudehülle bringt nochmals eine deutliche Steigerung der Behaglichkeit und des Wohnkomforts.
Die wichtigsten historischen Fenstertypen sind Einfach-, Kasten- und Verbundfenster. Allen gemeinsam ist eine schlanke und feingliedrige Konstruktion.
Mittlerweile gibt es energieeffiziente Lösungen, um moderne Fenster in die schlanke Optik historischer Fenster, im Sinne der zu erhaltenden Ästhetik, zu verpacken.
Die Dämmung der Wände trägt durch höhere Oberflächentemperaturen zu einem angenehmen Raumklima bei. Da Außenwände, je nach Gebäudetyp, einen flächenmäßig großen Anteil an der Gebäudehülle einnehmen, besitzen sie ein erhebliches energietechnisches Einsparpotenzial und sind für die Senkung der Wärmeverluste und damit der Heizkosten sehr wichtig.
Bei historisch erhaltenswerten Gebäuden kommt eine Außendämmung aus optischen Gründen oftmals nicht in Frage. In diesen Fällen ist die Innendämmung die einzige Möglichkeit, den Wärmeschutz zu verbessern und zeitgemäßen Wohnkomfort durch Erhöhung der Wandoberflächentemperaturen zu gewährleisten.
Auch wenn zur Erhaltung der Ästhetik des Gebäude keine Außendämmung zum Einsatz kommen kann, gibt es andere Möglichkeiten zur Verbesserung der Energieverluste über die Gebäudehülle.
Bei Innendämmmaßnahmen sind vor allem eine detaillierte bauphysikalische Planung und anschließende sorgfältige Ausführung besonders wichtig.
Maßgebend für die Wahl der zu verwendenden Materialien sind Einflussfaktoren, wie beispielsweise:
Um eine funktionstüchtige Innendämmung zu planen und einzubauen, müssen dazu die entsprechenden Einflussparameter im Einzelfall beurteilt und gewichtet werden
Aus bautechnischer und wirtschaftlicher Sicht ist eine Außendämmung zu bevorzugen. Ob sie bei geschützten Gebäuden möglich ist, ist mit der betroffenen Behörde abzuklären. Aus gestalterischer Sicht ist zu beachten, dass sich durch die Wärmedämmung die Proportionen und Maßstäblichkeit des Gebäudes ändern. Laibungsgrößen und -tiefen, die Lage der Fenster, Anschlüsse an Balkone, Erker oder Dach sind nur einige Bereiche, die bei der Gestaltung einer Außendämmung für historische Gebäude zu planen sind.
Ziel ist eine optische Erscheinung, die dem Original entspricht.
Die neu gestaltete Fassade soll eine ähnliche Plastizität und Oberfläche wie die ursprüngliche aufweisen. Alte Putzstrukturen sind mit modernen Techniken auch bei Wärmedämmsystemen herstellbar.
Nur eine richtig dimensionierte Heizanlage arbeitet mit optimalem Wirkungsgrad. Deswegen ist es beim Planungsprozess rund um die Heizanlage wichtig, den künftigen Bedarf miteinzubeziehen.
Die richtige Sanierungsabfolge sieht an erster Stelle eine Verbesserung der Verluste durch die Gebäudehülle vor, erst in einem zweiten Schritt erfolgt die Umstellung oder Erneuerung des Heizsystems. Nur eine fachkundige Abschätzung bzw. Berechnung der Heizleistung verhindert dabei überdimensionierte Anlagen, welche zu unnötig hohen Investitionen und Betriebskosten führen.
Ist ein wassergeführtes Wärmeverteilsystem vorhanden, bietet sich die Weiternutzung, unabhängig vom Energieträger, in jedem Fall an. Im Zuge einer Sanierung oder Erneuerung ist allerdings die Heizungswasserqualität zu untersuchen.
Wenn kein wasserführendes System im Bestand vorhanden ist, kommen vermehrt Elektro- Direktheizungen in Form von Infrarotpaneelen zum Einsatz. Diese ersetzen häufig Nachtspeicheröfen oder werden als raumweise Heizung für bisher nicht konditionierte Bereiche eingesetzt. In historischen Gebäuden spricht primär die leichte Installierbarkeit dieser Systeme für einen Einsatz, auch wenn die Verwendung von Strom als Direktheizung energiepolitisch langfristig nicht zielführend ist.
Die Wahl des Energieträgers sollte in Abstimmung mit dem energiepolitischen Programm des Landes, TIROL 2050 energieautonom, erfolgen. Demnach sind Energieträger aus dem ökologischen und nachwachsenden Bereich zu bevorzugen.
Pellets | Stückholz | Hackschnitzel | Fossile Energieträger | |
+ Geeignet für Einzelraumheizungen mit Herden und Öfen ohne Verteilsystem | ✓ | ✓ | ✓ | |
+ Vollautomatisiert im Einzelraum einsetzbar | ✓ | ✓ | ||
+ Versorgung von zentralen Kesseln mit Brennstoff | ✓ | ✓ | ✓ | |
+ Effizient und zukunftstauglich | ✓ | ✓ | ||
- Betreuungsintensiv | ✓ | |||
- Bei großen Wärmemengen über 100.000 kWh pro Jahr empfehlenswert | ✓ | |||
- Aufwand für Lagerraum, Puffer und Betreuung unverhältnismäßig und nicht empfehlenswert | ✓ | |||
- Energiepolitisch unter keinen Umständen empfehlenswert | ✓ |
Alle lagerfähigen Energieträger haben gemein, dass sie einen Rauchfang benötigen.
Eine aktive solare Nutzung über Photovoltaikanlagen oder Solarthermie ist aufgrund der äußeren optischen Anforderungen oft nur schwer umsetzbar. Kollektoren und Paneele sind zwar reversibel, haben jedoch wegen ihrer Abmessungen zwangsweise Einfluss auf das Erscheinungsbild von historischer Substanz.
Dort, wo die Erzeugung von Energie aus der Sonne unter den gegebenen Rahmenbedingungen nicht sinnvoll er- scheint, optisch nicht implementierbar oder rechtlich nicht möglich ist, sollte mit Blick auf die Vision eines energieautonomen Tirols bis 2050 die Ökologisierung des Hauptheizsystems entsprechend höher gewichtet werden.
Die Gewährung von Fördermitteln ist meist an die Einhaltung bestimmter Bedingungen gebunden. Deswegen ist es besonders wichtig, sich bereits zu Planungsbeginn mit allen Förderangeboten und deren Voraussetzungen auseinanderzusetzen.
Unsere ExpertInnen geben wichtige Informationen und Tipps zu verschiedenen Dämmsystemen, Fenstern und Verglasungen, umweltfreundlichen Heizungen, Nutzung von Sonnenenergie, Fördermöglichkeiten und vielem mehr. Vor allem auch bei der Sanierung von historischen Gebäuden können wir Sie mit unserem Wissen unterstützen. Unsere speziell dafür ausgebildeten BeraterInnen helfen Ihnen gerne weiter.