Im Jahr 2018 fielen nach dem Statusbericht vom Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie 11,1 Mio t Abfälle aus dem Bauwesen an. Diese Zahl bezieht sich auf Abfälle aus dem Bereich mineralische Bau- und Abbruchabfälle (ohne Aushubmaterial, Verpackungen, Asbest, Holz und gefährlicher Abfälle). Das sind rund 17 % des gesamten österreichischen Abfallaufkommens. Nur ein Bruchteil davon wurde wiederverwendet.
Einfach ausgedrückt kann man sagen: Momentan werden vor allem mineralische Baustoffe, wie Beton oder Ziegel zu einem großen Teil wiederverwertet. Es erfolgt zu meist in einem Downcycling-Prozess. Durch den Aufbereitungsvorgang erfährt der Beton zum Beispiel ein Qualitätsverlust und kann nicht mehr seine ursprüngliche Funktion übernehmen. Der Betonabbruch wird momentan vor allem im Straßenbau wiederverwendet. Dieser Wertverlust wird dann „Downcycling“ genannt.
Alle anderen Bauabfälle werden vorwiegend thermisch verwertet - also verbrannt. Ein geringer Anteil der Bauabfälle gelangt auf die Deponie.
Auch Bauholzabfälle werden zu einem geringen Anteil recycelt. Sie werden hauptsächlich als Energieträger in Biomasseanlagen oder Fernwärmeanlagen thermisch verwertet.
Bauabfälle werden je nach Baustoffgruppe, Zusammensetzung und enthaltenen Zusätzen verschieden behandelt. Die ökonomischste, ressourcen- und umweltschonendsten Variante ist das Weiterverwenden eines Produktes und der Erhalt dessen Funktion. Das „schlechteste vom Besten“ ist das Recyceln.
Beim Recyceln wird ein Material „sortenrein“ in seine rohstofflichen Bestandteile zerlegt und dann zur Produktion für den gleichen oder einen anderen Zweck aufbereitet. Dieser Prozess ist sowohl hinsichtlich des Energie- und Arbeitsaufwands als auch der Kosten meist relativ aufwendig.
Eines steht aber fest: Recyceln ist ein wichtiger Bestandteil im Umgang mit Abfall. Das Recyceln verringert den Bedarf an Primärrohstoffen und schlussendlich auch das Deponievolumen.
Viele Baustoffe enthalten sogenannte Additive (Zusatzstoffe z.B. zum Brandschutz, zur Haltbarkeit, als Weichmacher oder als Bindemittel). Diese entstammen meist der Petrochemie und sind damit Chemikalien basierend auf den Rohstoff Erdöl. Um eine Sortenreinheit herzustellen, sind diese Additive meist auch aus dem Baumaterial heraus zu trennen. Dies ist schwierig, energieaufwendig und derzeit noch teuer. Es gilt, darüber nachzudenken, wie mit diesen Baumaterialien zukünftig umgegangen wird und ob es umweltverträglichere Alternativen aus der Naturstoffchemie gibt.
Die Art und Weise wie Baustoffe miteinander verbunden sind und die Zusatzstoffe, die das Produkt beinhaltet, können ein stoffliches Wiederverwerten erleichtern, aber auch maßgeblich erschweren. Verbundkonstruktionen (vollflächige Verklebungen) erschweren eine „sortenreine“ Trennung der Baumaterialien. Nur „unverschmutzte“ Stoffe können wiederverwendet werden. Konstruktionen, die leicht zu trennen oder auszutauschen sind, können leichter gewartet und am Ende des Lebenszyklus möglicherweise wiederverwendet werden. Mit Schraub-, Steck-, Dübel- oder genagelten Verbindungen kann man eine leichte Trennbarkeit von Bauprodukten herstellen.
Ein wünschenswertes und ambitioniertes Ziel wäre, in Zukunft Gebäude zu konstruieren, deren Materialien am Ende ihres Lebenszyklus vollständig stofflich wiederverwendet oder kompostiert werden können – sprich ein „Bauen ohne Abfall“. Das würde dem ökologischen Kreislaufgedanken von der „Wiege zur Wiege“ entsprechen.
Dieser Weg ist noch ein langer jedoch mit viel Potenzial. Politik, Wissenschaft, Industrie und die Gesellschaft sind jetzt gefordert die Verantwortung zu übernehmen, um den Weg zu einer abfalllosen Baukultur zu ebnen