Karl-Heinz Kaspar: Als ich die Betreuung der Vorarlberger Gemeinden übernahm, erkannte ich sehr schnell, dass diese nur dann erfolgreich sein konnte, wenn sie ein Maximum an Nutzen für die Gemeinden generieren würde. Daher recherchierte und studierte ich über zwei Jahre die Erfolgsfaktoren von gelungenen Projektumsetzungen. Sprach mit Bürgermeistern, Projektleitern, NGO-Vertretern, Energieagenturen im In- und Ausland und erfuhr so viel über deren Bedürfnisse, Erfahrungen, Erfolgsfaktoren aber auch deren Fehlschläge. Das brachte mich auf die Idee, ein Programm – ein Angebot für die Gemeinden zu konzipieren, welches aus all diesen Projekten die wichtigsten Eckpunkte beinhaltet. Das Rad nicht neu erfinden, sondern von Fehlern und positiven Erfahrungen anderer profitieren. Den Gemeinden keine fertigen Lösungen, sondern eine Begleitung zu “ihrem” individuellen Weg anbieten. Hilfe zur Selbsthilfe. So war die Idee zum e5-Programm geboren. Das große Interesse der Gemeinden überwältigte mich, statt der anvisierten drei bis vier Pilotgemeinden startete ich 1998 vom Fleck weg mit 11 Gemeinden in die erste Programmphase.
Rainer Krismer: Ich war – ungefähr zeitgleich mit Karl-Heinz – in der Schweiz und hab mir das Energiestadt-Programm angeschaut. Damals hab ich bereits einige Gemeinden im Rahmen des Arge-Alp-Projekts “Energiebewusste Gemeinde” begleitet. In einem Gespräch mit Karl-Heinz hab ich dann erfahren, dass er gerade ein neues Programm ausarbeitet. Meine erste Reaktion: Da wär doch gut, wenn wir das gemeinsam machen und zusammenführen. Die zweite Reaktion: Sollen wir nicht Salzburg mit dazu nehmen, dann sind wir noch stärker. Gesagt getan.
Helmut Strasser: Auch wir hatten Ende der 90er Jahre in Salzburg im Rahmen der Dorferneuerung das Projekt “Energiebewusste Gemeinde” laufen. Über Tirol ist die Idee zu uns gekommen, ein Energie-Gemeindeprogramm, eben das e5-Programm, gemeinsam zu starten. Da das Land auch interessiert war, war es für uns naheliegend mitzumachen, zunächst in einer zweijährigen Pilotphase, ab 2000 dann als Angebot für alle interessierten Gemeinden.
„Das große Interesse der
Gemeinden überwältigte mich.“
Karl-Heinz Kaspar, Programmleiter e5 Vbg.
Rainer Krismer: Zunächst erinnere ich mich an die gemeinsamen, sehr produktiven Entwicklungsworkshops der drei Bundesländerverantwortlichen. Zeitgleich hab ich Gemeinden angefragt, ob sie mitmachen – und das Echo war total positiv.
Total spannend ist die Entwicklung des Bewertungssystems: Zu Beginn haben die Gemeinden sich selbst bewertet – und wir Betreuer haben dazu eine Außensicht-Bewertung abgegeben. Die unterschiedlichen Herangehensweisen hierzu wahrzunehmen und daraus zu lernen, hat uns einiges weitergebracht.
Rainer Krismer: Ja, ein Baby wegzulegen ist nicht mein Ding ;-).
Ich hab Anfang der 2000er ja noch den gesamten Vorlauf der Europäisierung mitbekommen. Das hat einen großen Schub gebracht, in Richtung Professionalisierung und auch tiefere Spezifizierung. Die große Breite, die Vielzahl der Gemeinden und die Erfolge der 4- und 5e Gemeinden hat sowohl das Programm an sich und auch die Wirkung in der Gesellschaft gestärkt. e5 ist eine wertvolle Marke geworden.
Und last but not least: In dem großen und sehr professionellen Gemeindeteam von Energie Tirol geht viel weiter, wird gemeinsam entwickelt und es macht mir als Externem auch Spaß, da mitwirken zu können!
Helmut Strasser: Vor 20 Jahren haben wir uns vor allem darauf konzentriert, das Programm so zu gestalten, dass den Gemeinden ein unmittelbarer Nutzen zugutekommt, d.h., dass Maßnahmen und Projekte umgesetzt werden und nicht nur Papier produziert wird. Wir haben von Anfang an versucht, über einen intensiven Kontakt mit den Gemeinden das Programm laufend auf deren Bedürfnisse anzupassen. Die individuelle Begleitung der lokalen Energiebeauftragten und e5-Teams sowie die Beratung nimmt einen sehr großen Stellenwert ein, ergänzt um zahlreiche Unterstützungs- und Schulungsangebote zu thematischen Schwerpunkten. Der Maßnahmenkatalog bildet durch seine Strukturierung der kommunalen Handlungsmöglichkeiten das zentrale Rückgrat des e5- Programms. Die regelmäßige externe Bewertung liefert wertvolle Hinweise für die Planung der nächsten Schwerpunkte in jeder Gemeinde.
All das führt dazu, dass e5-Gemeinden sichtbare Erfolge in der Energie- und Klimaschutzarbeit erzielen. Das ist wohl der Schlüssel des Erfolgs. Auch im europäischen Vergleich kann man sagen, dass es kein vergleichbares qualitätsgesichertes Programm für kommunale Energie- und Klimaschutzpolitik gibt.
„Besonders freut mich auch, wenn Gemeinden etwas Neues, Innovatives wagen und diese Beispiele dann gelingen und Schule machen.“
Helmut Strasser, Programmleiter e5 Salzburg
Helmut Strasser: Die zahlreichen Energiebeauftragten und Mitglieder der e5-Teams sind der Schlüssel, deren Engagement und die zigtausenden Stunden die sie einbringen – das entfaltet die Kraft.
Karl-Heinz Kaspar: Für mich ist jede e5-Auszeichnungsveranstaltung eine Art Erntedankfest. Es ist jedes Mal fast unglaublich, was da immer wieder an neuen, innovativen Gemeinde-Projekten zusammenkommt. Es herrscht eine Atmosphäre von Begeisterung, Aufatmen – weil es wieder geschafft wurde, überschäumender Motivation und einem Tatendrang die nächsten Projekte anzugehen.
Helmut Strasser: Da gibt es viele schöne Momente, ich kann mich über jedes gelungene Projekt, über jede erfolgreiche Aktion freuen. Besonders freut mich auch, wenn Gemeinden etwas Neues, Innovatives wagen und diese Beispiele dann gelingen und Schule machen. Die Umsetzung von Begegnungszonen oder Trinkwasserkraftwerken sind mir da sehr gut in Erinnerung.
Karl-Heinz Kaspar: Ich wünsche mir, dass wir (alle gemeinsam) 2028 mit viel Stolz und einem Lächeln im Gesicht unter all die aktuell formulierten Wünsche einen Haken setzen können.
Helmut Strasser: Ich wünsche mir, dass die notwendige Energie- und Mobilitätswende rasch gelingt – und die e5-Gemeinden zeigen, wie´s geht.
Rainer Krismer: …dass die Innovationskraft weiter wächst ebenso wie die Multiplikatorwirkung der e5-Gemeinden. Und: dass die Gemeinschaft unter den e5-Gemeinden stärker wird, die Vernetzung und gegenseitige Stärkung und Inspiration.
Karl-Heinz Kaspar: Seid euch eurer Wirkung bewusst! Lasst euch nicht unterkriegen, bleibt motiviert, dann werden wir noch viele Erfolge – im Sinne einer enkeltauglichen Zukunft – feiern können!
Helmut Strasser: Das e5-Programm lebt maßgeblich von eurem Engagement und eurer Ausdauer – vielen Dank dafür!
Rainer Krismer: Das folgende Sprichwort aus Brasilien charakterisiert für mich das e5-Programm: “Wenn ich allein träume, ist es nur ein Traum. Wenn wir gemeinsam träumen, ist es der Anfang der Wirklichkeit.” Lasst uns weiter gemeinsam träumen – und umsetzen!
„Wenn ich allein träume, ist es nur ein Traum. Wenn wir gemeinsam träumen, ist es der Anfang der Wirklichkeit. Lasst uns weiter gemeinsam träumen – und umsetzen!“
Rainer Krismer, Gemeindebetreuer e5 Tirol